Sunday, December 27, 2009

Anne&Nadja 28.11.2009 - Alltag WEbenin

Hallo ihr Lieben,

So langsam ist bei uns der Alltag eingekehrt. Um euch zu erlaeutern, wie so ein Tag fuer uns aussieht, werden wir euch diesesmal unseren typischen Tagesablauf schildern.

Gegen sechs Uhr morgens ist es hier kaum noch moeglich zu schlafen. Die Haehne kraehen, der Muezzin schreit, die Motorraeder brummen und die Menschen unterhalten sich, was man bei uns  “sich anschreien” nennen wuerde. Gegen sieben Uhr haelt man es dann im Bett auch nicht mehr aus und um acht Uhr faengt fuer uns an drei Tagen der Woche sowieso die Schule an.

Nach dem Aufstehen gibt es erstmal Fruehstueck. Die Menschen hier essen schon morgens Reis, wir haben dann aber doch lieber am guten alten Brot festgehalten, auch wenn es natuerlich laengst nicht so gut ist wie in Deutschland! Hier in Aledjo bekommen wir nur suesses Weissbrot. Und der Aufstrich ist  eher Improvisation: Matschbananen, ungewuerzte Erdnusscrème, ungewuerzter Hartkaese oder Honig, in dem oft ganze Bienen schwimmen. Ist kein Brot da, gibt es als Alternative “Tapioka”, ein eher schleimiger Brei aus Manjok, den man mit Zucker und Dosenmilch isst. Eigentlich finden wir das lecker, denn es ist zur Abwechslung mal was Suesses. Die Menschen hier behaupten, sie vertragen keinen Zucker. Schokolade ist daher leider schwierig zu finden.

Nach dem Fruehstuck geht es dann in die Schule, die nur wenige hundert Meter von unserem Haus entfernt ist. Trotzdem fahren die Lehrer diese paar Meter jeden Morgen mit dem Motorrad, da dies bei ihnen als wichtiges Statussymbol gilt. Auf dem Schulgelaende angekommen, fuehrt unser Weg zu einem kleinen Haus. Es besteht aus drei winzigen Zimmern: de Direktoriat, dem Sekreteriat und dem Lehrerzimmer, welches vollgestopft, eng und heruntergekommen ist.

Dort geht dann die hier so uebliche Begruessungszeremonie los. Es wird jedem einzelnen die Hand geschuettelt, man wuenscht sich einen guten Morgen und dann kommen die Fragen nach der Gesundheit, der Familie, dem Wetter usw. . Das kann lange dauern und war fuer uns am Anfang sehr gewoehnungsbeduerftig.

Anschliessend koennen wir dann mit unserer eigentlichen Aufgabe beginnen, dem Lehren.

Die ersten Stunden waren eine grosse Zerreissprobe fuer uns, wie schon im letzten Bericht beschrieben. Aber mitlerweile haben wir auch einen Weg gefunden mit der Herrausforderung Schule umzugehen. Das bedeutet an erster Stelle einmal sehr viel Geduld! Ausserdem muessen wir auch akzeptieren, dass es nicht moeglich ist, allen Kindern nahe zu bringen, dass es wichtig ist aufmerksam zuzuhoeren. Da machen wir dann meistens nur mit etwa 30 von 83 Kindern aktiv den Unterricht, der Rest muss irgendwie enigermassen still gehalten werden.

Um zwoelf Uhr sind wir dann vorerst von unseren Pflichten befreit und koennen uns auf den Weg zum wohlverdiehnten Mittagessen in Mama Ouefas Strassenkueche machen.

Nach dem Essen gehen wir dann gesaettigt durch die Mittagshitze wieder zurueck nach Hause.

Vor etwa drei Wochen hat es hier zum letzten Mal geregnet. Jetzt hat die “fraicheur”, mit dem Wuestenwind “Harmattan” hat begonnen. Das bedeutet, dass es nachts relativ kuehl wird, was zum Schlafen sehr angenehm ist, und tagsueber wird die Hitze durch einen trockenen Wuestenwind gelindert. Der bringt jedoch auch einen trockenen Hals und trockene Haut mit sich.

Zu Hause angekommen ruhen wir uns meistens ein bisschen aus, bevor wir den Unterricht fuer den naechsten Tag vorbereiten. Da es im Bett definitiv zu heiss ist, haben wir uns an die afrikanischen Gewohnheiten angepasst und schlafen auf einer gewebten Matte im Gang unserer Wohnung, wo ein angenehmer Luftdurchzug ist. Nicht selten liegen wir dort Seite an Seite mit Nachbarn und allen moeglichen Kindern.

Nachdem wir die Vorbereitungen fuer die Schule hinter uns gebracht haben, fallen noch andere Arbeiten an. Wasser muss zum Duschen und Abspuelen aus dem Brunnen geholt werden, der zum Gluck in unserem Garten steht, die Waesche muss natuerlich mit der Hand gewaschen werden oder es muss auf dem Markt eingekauft werden.

Anschliessend macht einer von uns Feuer, der andere bereitet die Zutaten fuer unser Essen vor. Oft kochen wir auch mit unserer Nachbarin zusammen, die uns die afrikanische Kuche von Tag zu Tag naeher bringt. Haben wir bis um sieben Uhr Unterricht, lassen wir uns bei Maman von unseren Schwestern Pascaline (Passi) und Rachida bekochen. Wenn es darum geht Yam-pillet zu stampfen, helfen auch die Jungs mit.

Das Zussammensein mit unserer Familie geniessen wir sehr. Es wird viel herumgealbert, mit Maman diskutiert und mit Papa schauen wir um acht die Nachrichten. Mal auf franzoesisch, mal auf deutsch. Nicht selten sind wir bereits um neun Uhr hundemuede, reissen uns irgendwie von Mamans Redeschwall los und laufen nach Hause. Dort lesen wir uns noch gegenseitig aus unserem Buch vor und dann wird geschlafen, insofern die lautstarken Unterhaltungen der Nachbarn das zulassen.

Wir hoffen durch diesen kleinen Einblick in unseren Alltag koennt ihr euch schon ein bisschen besser vorstellen, in welchem Rythmus wir jetzt leben und wie es uns hier ergeht.

Seit kurzem koennen wir manchmal auch von zu Hause aus in unsere Mails schauen. Wenn es also konkrete Fragen gibt, die ihr beantwortet haben wollt, koennt ihr auch gerne mal eine Mail schicken. Wir freuen uns ueber Gruesse und Reaktionen jeder Art und schicken euch zu Weihnachten in das allzu milde Deutschland eine warme Brise. Sollten wir uns vor Weihnachten nicht mehr melden, wuenschen wir euch ein frohes Fest. Und denkt an uns, denn hier will die Weihnachtsstimmung so garnicht richtig aufkommen.

Eure Nadja und Anne

[Via http://webenin.wordpress.com]

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